DL4ABB
Auf dem Nußberg in Braunschweig, haben sich am 05.01.2018 recht viele Funkamateure und Interessierte getroffen, obwohl es noch sehr früh am Morgen war. Peter, DL4ABB, hatte zum fröhlichen Funken über den Amateurfunksatellit Saudisat-1c (SO-50) aufgerufen. Das so viele Leute diesen Aufruf folgten hätte sicher niemand geahnt. Insgesamt 14 Funkamateure zählte die Runde. Um 09:15 Uhr sollte die ISS am morgendlichen Himmel sichtbar sein. Leider versperrten ein paar Wolken die Sicht. Aber wie es theoretisch funktioniert hätte wurde ausgiebig besprochen. Heutzutage ist das ziemlich einfach. Einfach eine geeignete Smartphone App öffnen und den nächsten, möglichen Überflug ablesen. Die App gibt Aufschluss über den Beginn und Ende der Sichtung, sowie über die Koordinaten des Auf- und Untergangs und sie gibt Aufschluss über die Flugbahn und Flughöhe. So ist man in der Lage die ISS sicher zu sehen. Wenn auf der ISS Amateurfunkbetrieb gemacht wird, dann ist es möglich zumindest APRS zu machen und SSTV Bilder zu empfangen. Voice-Betrieb ist sehr selten. Ich benutze die Apps „ISS Detector“ und „GoISSWatch“, sowie den Kompass „Commander“ oder „Kompass“. Mit „ISS Detector“ lassen sich auch fast alle relevanten AFU-Satelliten tracken.
Zwischen der ISS und dem SO-50 war noch eine Menge Zeit. Zeit genug für Andreas (DB2AJ) seine Kurzwellenstation aufzubauen, um etwas WSPR zu machen. Ihm gelang mit der mitgebrachten, modifizierten MP-1 Antenne auf 40m eine Verbindung mit Nordamerika. Parallel dazu hatte Andreas auch seine 2m/70cm Duoband Antenne mitgebracht. Dabei handelte es sich um eine Kreuz-Duoband-Yagi Antenne von Difona. Er hatte sie auf einem Fotostativ befestigt. Da die Antenne für Satellitenbetrieb gedacht ist, hat er das Stativ so eingestellt, das er die Antenne, gemäß der Flugbahn des Satelliten, nachführen konnte. Auch einige andere OM´s hatten ihre Handfunkgeräte dabei und bereits auf die Frequenz von SO-50 eingestellt.
Ich selbst bin mit „Minimalequipment“ angereist. Ich hatte lediglich meine Fischgrätenantenne, mein FT1XD, Smartphone und Schreibblock dabei. Das reicht aus um Satellitenbetrieb zu machen. OK, den Schreibblock kann man weglassen. Ich erzähle später auch warum.
Um den Satellit SO-50 arbeiten zu können muß man im Vorfeld einige Informationen haben und diverse Vorbereitungen treffen. Das gilt natürlich im übertragenen Sinne auch für alle anderen Amateurfunksatelliten. Der SO-50 hat zwei unterschiedliche Frequenzen. Der Uplink (TX) ist bei 145.850 MHz mit 67-Hz-CTCSS-Subton. Der Downlink (RX) ist bei 436.810 MHz. Aufgrund des Doppler Effektes (siehe Christian Doppler / Wikipedia) gibt es sozusagen einen Frequenzbereich, in dem der Satellit hörbar ist. Die erste theoretische Hörbarkeit ist der Zeitpunkt, wenn der Satellit am Horizont aufgeht (AOS – Aqisition of Signal). Der Punkt, an dem der Satellit dem Funkamateur am nächsten steht nennt man TCR – (Time of closest Approach, auch maximale Elevation) und der Zeitpunkt, an dem der Satellit wieder am Horizont verschwindet ist LOS (Los of Signal). Wir können den SO-50 ab AOS etwa bei 436.805 MHz hören. Dann hat er ca. 30 bis 40° Elevation zu uns/zum Betrachter mit Handfunkgerät. Bei TCR ist er etwa bei 436.795 MHz sehr gut zu hören und gegen LOS müssen wir ungefähr 436.780 MHz einstellen. Während die Sendefrequenz immer gleich bleibt, wird die Empfangsfrequenz während des Überfluges nach unten korrigiert (wird von 145.805 bis 145.780 Mhz nachgeführt). Computer und CAT Steuerung übernehmen diesen Job am heimischen Shack. Ich habe mir einfach mehrere Speicherkanäle mit diesen Frequenzen von 436.805 bis 436.780 MHz in 5-KHz-Schritten abgespeichert. So brauche ich nur den Kanalwähler betätigen. Bei einem Twinbander geht das etwas einfacher. Wenn man zwei getrennte VFO´s hat, dann braucht man lediglich die Empfangsfrequenz verändern, ohne Speicherkanäle zu belegen. Es besteht natürlich auch die Möglichkeit zwei Handfunkgeräte zu benutzen, wie es David gemacht hatte. Des Weiteren benötigt man auch einen Kompass, um feststellen zu können von wo der Satellit kommt und wo er hinfliegt. Wenn die Flugbahn bekannt ist, dann wissen wir wo die Antenne während der ca. 14 Minuten des Überfluges hingerichtet werden muß.
Apps: ISS Detektor und GoISSWatch Ein Funkamateur, der Satellitenbetrieb im Freien macht, braucht eigentlich mindestens vier Arme. Das Funkgerät will bedient werden, die Antenne muß nachgeführt werden, die gearbeiteten Rufzeichen müssen notiert werden….. Das kann in Streß ausarten. Den Block und den Kugelschreiber brauche ich nicht. So ein Überflug dauert zwischen 10 und 14 Minuten. Ich nehme einfach den kompletten Überflug mit dem Audiorecorder des Smartphones auf und schreibe mir später die gearbeiteten Calls raus. So kann ich mich voll und ganz auf den Überflug konzentrieren.
Wir hatten leider ziemlich miese Bedingungen. Kurz vor dem Überflug hatte es heftig geregnet. Die Antennen waren naß und die HF Bedingungen waren ziemlich im Keller. Dennoch waren drei OM´s in der Lage den Satellit dann pünktlich zu hören, wenngleich das Signal nicht überragend war. So konnte es leider auch nicht zu einem QSO kommen. Aber so ist das manchmal bei unserem Hobby. Ich bin mir sicher, das es bei den nächsten Treffen dieser Art funktioniert. Am besten konnte man den Satellit auf einem Yaesu FT-60 mit verlängerter Teleskopantenne hören.
Ich habe mich sehr über das rege Interesse und die Teilnahme der Anwesenden gefreut. Es waren einige alte Hasen dabei, die schon seit vielen Jahren Satellitenbetrieb machen und einige für die das Thema ziemlich neu ist, oder es einfach mal sehen wollten. Es waren ein paar Stunden mit turbulenten Fielddaycharackter, Funkbetrieb, Fachgesprächen und ganz viel Spaß…..
73 de Peter – DL4ABB